Entstehung & Motivation
Und so fing alles an
Mitte der 80er Jahre gründete ein kleiner Kreis junger und enthusiastischer Pädagog*innen, Psycholog*innen und Handwerker*innen den Verein Zukunft Bauen e.V. in West-Berlin.
Die damalige Stimmung im Westteil der Stadt war geprägt von politischen Kontroversen um vielfachen Häuserleerstand, dem die Hausbesetzer*innenszene auf ihre Art begegnete. Sie fand viele Sympathien in der Bevölkerung, aber auch viele Gegner*innen. Die politischen Auseinandersetzungen eskalierten auch in Unruhen auf den Straßen und brachten zugleich konstruktive sozial- und wohnungspolitisch neue Konzepte und Programme hervor.
Auch die Jugendhilfe war in Bewegung und der Zeitgeist war erfüllt von Visionen, einer Aufbruchsmotivation im Übermaß und dem Gefühl, dass etwas wirklich Neues möglich ist.
Mit Herzblut und viel Elan hatten die Vereinsgründer*innen sich das Ziel gesetzt, existentielle Verbesserungen für gesellschaftlich benachteiligte Jugendliche zu bewirken. Veraltete Heimerziehungsstrukturen sollten aufgebrochen werden, um neue, an den Bedürfnissen von Jugendlichen orientierte Wohn- und Betreuungsangebote zu etablieren. Die Jugendlichen bekamen echte Grundlagen zur Teilhabe: handwerkliche Kenntnisse, mit denen sie sich wiederum eigenen Wohnraum schufen.
Was genau geschah
Um jungen Menschen in schwierigen Lebenslagen eine berufliche Perspektive zu geben, sanierten die Gründer*innen des Zukunft Bauen e.V. gemeinsam mit jungen Schulabbrecher*innen mehrere Häuser in Berlin-Wedding als Jugend(selbst)hilfeprojekte. Anschließend bezogen die Jugendlichen voller Stolz ihre mit eigenem Können sanierten und langjährig mietpreisgünstigen Wohnungen.
Diese bauliche Selbsthilfe war auch der Auftakt zur Gründung eines Jugendberufshilfe-Betriebes – der
Zukunftsbau GmbH.
Mit der Wende trugen der Verein Zukunft Bauen e.V. und die Zukunftsbau GmbH ihre Ideen, Visionen und konzeptionellen Ansätze in den Ostteil Berlins. Mit veränderungsmotivierten Pädagog*innen konnten auch dort veraltete Kinder- und Jugendheime aufgelöst bzw. strukturell und fachlich modernisiert und zudem neue Jugendhilfeangebote etabliert werden.
Die Gründung der casablanca gGmbH
Die casablanca gGmbH startete 1995 in Prenzlauer Berg mit dem „Betreuten Einzelwohnen“ für Jugendliche, die im eigenständigen Wohnen individuelle Unterstützung brauchen. Das BEW existiert immer noch und hat nicht an Relevanz eingebüßt.
Die Motivation, auf unterschiedliche Bedürfnisse und Problemlagen spezifisch einzugehen, war und blieb groß. Schnell war deshalb klar, dass die Angebote im Bereich Erziehungs- und Jugendhilfe weiter ausgebaut werden sollten.
Ein eigener Jugendhilfeträger, die casablanca – gemeinnützige Gesellschaft für innovative Jugendhilfe und soziale Dienste GmbH, kurz casablanca gGmbH, wurde 1995 gegründet.
Ausflug: „casa nova“ sollte die Tochtergesellschaft des Zukunft Bauen e.V. ursprünglich heißen. Gemeint war nicht etwa der Herzensbrecher, sondern ein „neues Haus“ – in Anlehnung an die baulichen Selbsthilfeprojekte der Vorjahre. Doch wie sich kurz vor der Eintragung ins Handelsregister herausstellte, war der gewünschte Name bereits vergeben. Beschäftigt mit Modalitäten der Betriebsübernahme, hatten die Gründer*innen den Kopf nicht frei für kreative Namensfindungsprozesse. Die Entscheidung fiel zwischen allerlei Terminen spontan auf den mitunter erklärungsbedürftigen Namen „casablanca“.
In den Folgejahren entstanden weitere neue Erziehungshilfeangebote. Veraltete stationäre Einrichtungen wurden umgewandelt, zumeist aber baute die casablanca gGmbH neue Standorte und Angebote für Hilfen mit modernen Konzepten auf.
casablanca heute
Der ursprüngliche Antrieb, die Jugendhilfe zeitgemäß weiterzuentwickeln oder gar zu erneuern, ist bis heute prägend für die Aktivitäten des Trägers. Dies auch, weil unsere Fachkräfte unseren Entwicklungsanspruch teilen.
Wir wollen Menschen in ihrer individuellen Entwicklung fördern – Massenangebote oder große Unterbringungseinheiten betreiben wir nicht. casablanca-Angebote sind vielmehr von Beginn an auf die Bedürfnisse der Kinder, Jugendlichen und Familien ausgerichtet und kleinteilig maßgeschneidert. Mit dieser Orientierung arbeiten wir bis heute überzeugt und erfolgreich.
Wenn sich ein neuer sozialer Bedarf zeigt, machen wir uns auf den Weg, um in enger Zusammenarbeit im Verbund Zukunft Bauen passende Angebote zu entwickeln und damit Lücken zu schließen. Daraus resultiert auch der Leitgedanke des Trägers:
"Gemeinsam finden wir einen Weg!", auf dem Kinder, Jugendliche und Eltern ihr Leben gut bewältigen können.
optimistisch und motiviert in die Zukunft
Seit nunmehr über 20 Jahren arbeiten die Teams der casablanca gGmbH verlässlich und fachlich qualifiziert in bewährten Einrichtungen und neu entwickelten Angeboten. Dabei unterstützt die über Jahre gut gewachsene Verbundstruktur im Trägernetzwerk und ermöglicht Synergien.
Die aktuell größte Neuerung im Trägerverbund ist der Aufbau von Kindertagesstätten mit viel Raum zur individuellen Entfaltung und Sinnesentwicklung. Dafür wurde 2016 eine eigene Trägergesellschaft als Tochter der casablanca gGmbH gegründet. Die casa bambini GmbH bietet derzeit 202 Plätze für Kinder, weitere Kitas sollen folgen.
casablanca kann optimistisch in die Zukunft schauen und möchte an dieser Stelle ein großes Dankeschön an alle Kolleg*innen und an die vielen externen Unterstützer und Unterstützerinnen aussprechen, die uns zu dem machen, was wir heute sind:
Ein vielseitiger Jugendhilfeträger mit Blick auf den einzelnen Menschen.